Samstag, 6. Februar 2010

Von Großhöflein bis Forchtenstein

4. Februar

Zu meinem Geburtstag hat mir Kathrine eine Jausendose aus Alu geschenkt und diese gehörte adäquat mit einer Wanderung eingeweiht. So beschloss ich am Donnerstag, dem 4. Februar, meinen Weg von Großhöflein aus fortzusetzen. Das Aufstehen in der Früh fiel mir unter der Woche schon schwer und mit knapper Not erreichte ich wirklich den Bus um 8:25 am Südtiroler Platz Richtung Eisenstadt. 
Als ich in den Bus einstieg und meine 7,20 Euro zahlte, erblickte der Busfahrer meine Vorteilscard. Er forderte mich auf, diese aus der Hülle herauszugeben und ihm die Rückseite zu zeigen. Noch ein bisschen außer Atem vom schnellen Lauf von der U-Bahn zum Bus-Terminal tat ich dies etwas ungeschickt und präsentierte ihm meine Vorteilscard. Enttäuscht schaute er auf die Rückseite und sagte im breitestem Busfahrerdialekt: „Sie san jo goar net behindert“.  Sonst hätte er mir nämlich nur die Hälfte des Preises verrechnet. Nun, diese Verwechslung konnte ich mir nur aus mehreren Umständen zusammenreimen: 1. Ich habe nur einen Stock, 2. meine Jack-Wolfskin-Jacke hatte am Ärmel eine gelbe Umrandung (Verdacht auf Sehbehinderung), 3. Ich hatte etwas gezittert als ich die Vorteilscard herausgenommen habe  (Verdacht auf Parkinson) und 4. da ich unrhythmisch keuchte (Verdacht auf Herzinsuffizienz oder schwere Lungenkrankheit).
Die Busfahrt an und für sich war dann wenig spektakulär. Auch der Weg von Großhöflein bis Forchtenstein schien nicht der „Bringer“ zu sein, wenn man ihn auf der Landkarte mit dem Zeigefinger nachfuhr. 

Die Kirche in Großhöflein ist von außen wirklich sehenswert. Das Ortsbild eher durchschnittlich burgenländisch. An diesem Tag versteckte sich die Sonne im Nebel und es hatte zu Beginn der Wanderung knapp über 0 Grad.
Ich stapfte über verschneite Feldwege und sah Weinstöcke. Krähen flogen über die Felder oder ruhten auf den Überlandleitungen. Drei Rehe und ein Hase schauten mir beim Wandern zu. Es war eine gemütliche Tour und trotzdem ging es immer ganz ganz leicht bergauf. Bei einem Bacherl rastete ich ganz kurz und trank einen heißen Kamillentee und schon ging es wieder weiter.
Schön langsam kam um in die Mittagszeit die Sonne hervor und der Nebel verzog sich. Es taute. Ich spürte Tropfen auf meiner Haut, als ich einen sogenannten „Kampfwald“ durchschritt. Auf einer Lichtung stand ein Bauernhof mit einer Schweinezucht. Die Schweine waren quietschfidel, grunzten und wühlten im frischen Stroh. Ganz neugierig betrachteten sie mich, während ich sie fotografierte. So stellt man sich glückliche Schweinderln vor!
Wie ich wieder einen Wald durchschritt, fiel mir der aufgewühlte Boden auf und ich kombinierte, dass hier Wildschweine hausen mussten. Und tatsächlich: Plötzlich 5 Meter von mir links im Gebüsch erhob sich ein Tier vollkommen überrascht und trottete durchs Gestrüpp davon. Ich wollte nicht stören, aber als ich mich bei ihm entschuldigen wollte, war es schon außer Sichtweite.
Der Schnee war nun richtig matschig und schwer und die Durchquerung des Waldes gestaltete sich daher mühevoll. Etwas erschöpft kam ich in Wiesen an und musste 10 Minuten warten, bis der Spar-Markt für den Nachmittag wieder seine Pforten öffnete. Ich kaufte mir zu Stärkung Getränke, eine Birne und eine Schokolade. Die Kassiererin fragte ich, wie lange ich zu Fuß zur Burg Forchtenstein noch brauchen werde. Sie sagte mit sehr ernstem Gesicht: „Mindestens noch 1 ½ Stunden“.  Ich hatte aber nur mehr eine Stunde Zeit, um den vorletzten Bus von der Burg nach Eisenstadt zu erreichen.  Also sputete ich mich. 
Schnellen Schrittes folgte ich der Markierung, verlief mich zweimal, was mir mindestens eine Viertelstunde kostete, und japste nach Luft. Irgendwo war eine Markierung mit 17% Steigung zu sehen, was aber nicht stimmen konnte, es fühlte sich eher wie 80% an! Schon konnte ich die Burg sehen. Ich hatte noch eine Viertelstunde und nur mehr 200 Meter. Kurz musste ich stoppen, da mein Gehirn nach Sauerstoff schrie und sich meine Lungenflügel wie mit Vakuum gefüllte Plastiksackerln anfühlten.  Es erinnerte mich an die nervenzerfetzende Fahrt in Norwegen, als wir eine Fähre erreichen mussten. 
Aber auch diesmal schaffte ich es. Zur Belohnung verschmauste ich meine kalte, aber fruchtig, saftige Birne. Glücklich und zufrieden schlief ich im Bus ein und freute mich, dass ich die 25 Kilometer ohne schwere Vergeher (abgesehen von einem kleinen Abschneider über die Böschung kurz vor Wiesen) bewältigt hatte.