Montag, 28. Dezember 2009

Von Purkersdorf bis Rodaun

Der Verbindungsweg 444 im Wienerwald verbindet die beiden Weitwanderwege 04 und 01 von Purkersdorf bis zur Kammersteiner Hütte. Mein erster Versuch, diesen Weg zu gehen, scheiterte an der ÖBB letzten Sonntag vor Weihnachten aufgrund von Schneeverwehungen. Das war wirklich schade, denn die weiß eingetunkten Hügerl rund um Wien sind sehr schön anzuschauen und ich wollte meine Wanderschuhe auf Winterfestigkeit testen. In der Weihnachtswoche begann aber wieder dieses bestimmte Kribbeln und das restless legs-Syndrom überhand zu nehmen. Ziele sind dazu da, erreicht und Hindernisse überwunden zu werden! Diesen Sonntag, dem 27. Dezember war es endlich wieder so weit. Am Samstag wurde wiederum meine Schwiegermutter informiert und auch Kathrine - noch nicht ahnend, auf welche Geschwindigkeit sie sich einstellen musste - war Feuer und Flamme. Der Zug um 9.44 Uhr brachte uns von Hütteldorf nach Purkersdorf/Gablitz. Einmal noch auf die Karte gesehen, die Schuhe festgeschnürt - schon ging es los! Und bereits nach 300 Metern hatten wir die erste Abzweigung verpasst. Ein hervorragender Anfang für ein eingespieltes Team. Der erste Holzsteg, den wir somit zweimal gehen mussten, war etwas rutschig. Es war noch kalt und die Sonne blinzelte noch sehr verschlafen aus den Wolken hervor. Die ersten Höhenmeter waren sehr schnell überwunden. Wir blickten zurück ins Tal und meine Schwiegermutter berichtete von den Badeausflügen zum Schwimmbad in Purkersdorf, von älteren Damen, die den ganzen Tag in der Sonne brutzelten und sich nur mit einer Sprühflasche homöopathisch Wasser bespritzten, bis sie vom Bademeister aufgefordert wurden, endlich ins Wasser zu hüpfen, und von Sommerurlauben in Kärnten. Ganz andächtig lauschte ich den Ausführungen und auch Kathrine, sich schemenhaft an diese Zeit erinnernd, lächelte über die vergangenen Erlebnisse.Einige Höhenmeter später erreichten wir den ersten Kontrollpunkt (Schöffelstein) und tranken Tee. Und dann ging es wieder runter. Vorbei an frisch geschlagenem Holz. Beim Aufstieg zum Laabersteig unterquerten wir die Autobahn, die wir noch eine halbe Stunde akustisch gewahrten. Beim nächsten Kontrollpunkt angekommen, bekam Kathrine von mir zur Belohnung und zur Stärkung einen Müsliriegel. Denn wir hatten noch ein schönes Stück Weg vor uns. In Laab im Walde wollten wir uns stärken, doch beide Gasthäuser hatten geschlossen. Die beiden Damen suchten kurz die Kirche auf, dann ließen wir uns vor dem Friedhof auf einem einsamen Bankerl nieder und aßen unsere trockenen Brote und Restln der Feiertage. Dann ging es wieder bergauf bei den Barmherzigen Schwestern vorbei, über ein Bacherl und den nächsten Hügel hinauf. Schön langsam wurde es gatschig und auch mein Stock spießte nun brav Blätter auf. Bis dahin waren alle noch gefroren am Boden gepickt. Da wir auch bei einem Wildschweingehege vorbeigekommen waren, träumten wir von Wildschweinschnitzerl und Ragout, aber erst bei der Wiener Hütte - ein beliebtes Verköstigungsziel von beleibten Männern mit jungen Frauen und älteren Jungfrauen (Warum sonst hätte der Kellner zu den beiden pensionierten Damen gesagt: "Wos derfs sein, Mädls?" ) - wurden wir lukullisch befriedigt. Eine hervorragendes Schweinsschnitzerl und eine wirklich gute gebackene Leber erfreuten unseren Gaumen. Frisch gestärkt traten wir den Weg nach Rodaun an. - Und schnell gings dahin. Bis wir nach ca. 6 Stunden die Straßenbahnhaltestelle erreicht hatten. Kathrine war schon ein bisserl müde, während meine Schwiegermutter bereits an ihre nächsten Aktivitäten dachte. Der Abend zuhause verlief recht ruhig.